21.03.2018: Veranstaltungen zum Bauhaus-Jubiläum
Ausstellungsprojekt „bauhaus imaginista“ startet in Marokko und China
Mit seiner Gründung im Jahr 1919 imaginierte das Bauhaus die Rolle von Kunst und Gestaltung in der Weimarer Gesellschaft neu. Das Bauhaus verstand Kultur als gesellschaftliches Projekt, das auch neue Institutionen benötigt – ein Ansatz, den das Bauhaus mit anderen Protagonisten des frühen 20. Jahrhunderts in Afrika, Asien, Süd- und Nordamerika und Europa teilte. Wie können wir heute über das Bauhaus nachdenken, wenn jede historische Periode ihre eigenen Bedingungen und Dringlichkeiten hat? Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm bauhaus imaginista, realisiert von der Bauhaus Kooperation, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt mit Partnern in acht Ländern, erforscht diese Frage anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses. Am 23. März startet es mit einer Tagung in Rabat (Marokko), am 8. April wird die erste Ausstellung im neuen China Design Museum in Hangzhou (China) eröffnet.
bauhaus imaginista verlässt den nationalen Rahmen und geht von einem Verständnis der Moderne als kosmopolitisches Projekt aus, das durch transkulturellen Austausch entstanden ist und bis heute weiterwirkt. Globales Denken führt jedoch nicht zu einer universellen Antwort. Das Projekt verfolgt daher an unterschiedlichen Standorten und anhand von konkreten Beispielen, wie geopolitische Kontexte, lokale Kämpfe und Designdebatten die Konzepte und Praktiken des Bauhauses veränderten. Es untersucht darüber hinaus, wie diese auch an anderen Orten neue Institutionen und Reformbewegungen hervorriefen.
Kuratiert und künstlerisch geleitet wird das Langzeitprojekt bauhaus imaginista von Marion von Osten (Berlin) und Grant Watson (London), die das Projekt mit einem Team aus internationalen Forscher*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen sowie institutionellen Partnern in China, Japan, Russland, Brasilien, Indien, Nigeria und anderen Ländern entwickeln. Im März 2019, anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums, wird eine Ausstellung von bauhaus imaginista im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu sehen sein. Das Projekt wird ermöglicht durch die Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Kulturstiftung des Bundes (KSB) und des Auswärtigen Amts.
Am 23. März 2018 beginnt bauhaus imaginista mit einer Podiumsdiskussion, die sich dem Studium lokaler Handwerksformen in der Bauhaus Moderne widmet, und einer Präsentation des in Berlin lebenden Künstlers Kader Attia im Goethe-Institut Rabat und im Le Cube – independent art room.
Die erste Ausstellung unter dem Titel bauhaus imaginista: Moving Away wird am 8. April 2018 in Hangzhou, China, im neuen China Design Museum auf dem Campus der China Academy of Art eröffnet. Unter dem Titel Moving Away fragt sie, wie universale Gestaltungsprinzipien des Bauhauses von Gestalter*innen und Architekt*innen in unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten entwickelt, angepasst, erweitert oder erneuert wurden. Im Rahmen eines internationalen Symposiums am 9. und 10. April 2018 in Hangzhou werden die transkulturellen Beziehungen des Bauhauses zu und in Asien diskutiert. Drei weitere Ausstellungen werden 2018 an Museen in Kyoto, Moskau und São Paulo realisiert. In New York, New Delhi und Lagos werden 2018 Forschungen und Fragestellungen von bauhaus imaginista in Workshops und Symposien vorgestellt und diskutiert.
In einem Online-Journal unter bauhaus-imaginista.org werden über das gesamte Jahr hinweg Rechercheergebnisse publiziert, die von internationalen Forscher*innen und Künstler*innen für bauhaus imaginista verfasst werden.
Weitere Informationen unter:
www.bauhaus-imaginista.org (Launch am 29. März 2018)
www.bauhaus100.de/imaginista
Presseinformationen und –fotos unter:
www.goethe.de/pressemappen, www.goethe.de/bilderservice
Die kommenden Termine:
bauhaus imaginista: Learning From
23. und 24. März 2018
Podiumsdiskussion und Workshop
Le Cube – independent art room, Goethe-Institut Rabat (Marokko)
1927 – dreizehn Jahre nach seiner bekannten Tunisreise – zeichnete der Bauhausmeister Paul Klee einen Berber-Kelim und entwickelte mit dieser Zeichnung eine Beziehung zwischen textilem Handwerk, dekorativer Kunst und Abstraktion. Klees Zeichnung ist für bauhaus imaginista: Learning From Ausgangspunkt, um Sammlung, Aneignung und Untersuchung von vormodernen Handwerkspraktiken wie sie von Bauhaus-Lehrenden und -Studierenden praktiziert wurden, aus der Perspektive der globalisierten Gegenwart kritisch zu befragen.
Für bauhaus imaginista: Learning From wird der Französisch-Algerische Künstler Kader Attia eine neue filmische Arbeit produzieren. Seine Recherchen werden in Rabat vorgestellt und diskutiert. Laut Attia, werden nichtwestliche Objekte im Museumskontext ihrer Bedeutung entledigt. Sie werden von ihrer Funktion und damit von unserem Körper und ihrem sozialen Gebrauch getrennt. Kader untersucht in seiner Arbeit für bauhaus imaginista die transkulturelle Dimension von Berberschmuck, bei dem nicht nur Metalle und Edelsteine verwendet wurden, sondern auch Münzen, die von den Kolonialmächten importiert wurden. Die Produktion und der Gebrauch von Kulturgütern ist wie Attia zeigt transkulturellen Begegnungen geschuldet, die eine unvorhersehbare Zirkulation von Bedeutungen in unterschiedliche Richtungen provoziert – ein nie enden wollender Prozess von Aneignung und Wiederaneignung.
Es ist genau dieser Prozess der Zirkulation und der Verwandlung, der für die Radikalisierung der Kunstszene Marokkos zehn Jahre nach der Unabhängigkeit zentral werden sollte. In den 1960er-Jahren griff die Casablanca School die Synthese der Künste und das Werkstattprinzip des Bauhauses auf. Mit der Rückbesinnung auf die soziale Funktion der Künste und der lokalen Handwerkspraxis wurde der Versuch unternommen, Kulturproduktion und Kunstausbildung zu dekolonialisieren. Die koloniale Trennung in höhere, freie und niedere, angewandte Künste sollte überwunden werden. Die Untersuchung von Handwerkspraktiken wurde so zu einer politischen Fragestellung.
Le Cube – independent art room präsentiert die Forschungsarbeiten von Kader Attia
vom 23. März bis zum 20. April 2018
bauhaus imaginista: Moving Away
8. April – 8. Juli 2018
Ausstellung und Symposium
China Design Museum / China Academy of Art, Hangzhou und Goethe-Institut China
Das Ausstellungskapitel bauhaus imaginista: Moving Away untersucht, wie sich Designdebatten des Bauhauses international fortgesetzt haben. Das Bauhaus entwickelte ein Verständnis von Gestaltung, das die kollektiven Anforderungen und Bedürfnisse der Weimarer Gesellschaft aufnahm und das Wohl der Gemeinschaft und des Individuums fördern wollte. Auf der Basis fortschrittlicher Ideale sollten mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse praktische Lösungen gefunden werden, die in ästhetische und materielle Neudefinitionen von Alltagsobjekten und Raumprogramme übersetzt und in programmatischen Schriften verbreitet wurden. bauhaus imaginista: Moving Away präsentiert, wie die auf universellen Prinzipien beruhenden Gestaltungsvorschläge des Bauhauses in unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten wie in Indien, China, Nordkorea, der ehemaligen UdSSR und Ungarn konkret weiterentwickelt, angepasst, erweitert oder erneuert wurden.
In China fanden Bauhausideen Eingang durch Architekten wie Richard Paulick (Walter Gropius’ langjähriger Assistent) und Wang Dahong (einer von Gropius’ Studenten), die als Lehrer an der Architekturfakultät der St. John’s University (1942 gegründet), die sich direkt auf die Lehrpläne des Bauhauses bezog, engagiert wurden. Nach 1945 sollten diese beiden Architekten eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines Planes für Groß-Shanghai spielen – ein modernes Stadtplanungsprojekt, das auf rationalen Grundprinzipien aufbaute.
Die Austellung Moving Away ist Teil der Eröffnungsausstellung des China Design Museums (auf dem Campus der China Academy of Art, Hangzhou). Neben einer Vielzahl von Objekten und Prototypen, die zu Zwecken der Kommerzialisierung hergestellt wurden, werden auch Pläne und Studien von Architektur- und Städtebauprojekten zu sehen sein. In einem internationalen Symposium (9. bis 10. April 2018) präsentieren Forscher*innen ihre Ergebnisse zu der engen Beziehung zwischen Design und Architektur am Bauhaus und in Asien.
bauhaus imaginista ist eine Zusammenarbeit zwischen der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt (HKW). Das Forschungsprojekt mit verschiedenen Ausstellungsstationen findet anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses statt. Die Goethe-Institute erweitern es durch internationale Perspektiven, im Rahmen des HKW-Projekts „100 Jahre Gegenwart“ wird es in Berlin zusammengeführt. bauhaus imaginista wird ermöglicht durch die Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Kulturstiftung des Bundes (KSB) und des Auswärtigen Amts. Medienpartner sind 3sat und Deutschlandfunk Kultur. bauhaus imaginista wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem China Design Museum / China Academy of Art (Hangzhou), der National Museum of Modern Art Kyoto / Independent Administrative Institution of National Museum of Art, dem Garage Museum of Contemporary Art (Moskau) sowie dem SESC São Paulo. Partner im Ausland sind die Goethe-Institute China, New Delhi, Lagos, Moskau, New York, Rabat, São Paulo und Tokyo sowie Le Cube – independent art room (Rabat) und weitere Institutionen.
Kontakt:
Hendrik v. Boxberg
Projekt-PR bauhaus imaginista
Tel.: +49 177 7379207
presse@von-boxberg.de
Viola Noll
Stellv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de