26.09.2018: Festival auf Schloss Albrechtsberg in Dresden
Freiheit zur Freiheit II: Erkundungen zu Kunst, Demokratie und Bedingungen von Freiheit

Im Rahmen von „Freiraum“, einem Netzwerkprojekt der Goethe-Institute in Europa, veranstaltet das Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst in Zusammenarbeit mit Kanuti Gildi SAAL aus Tallinn vom 3. bis zum 28. Oktober das Festival „Freiheit zur Freiheit II: Erkundungen zu Kunst, Demokratie und Bedingungen von Freiheit“. Strategien der Kunst in Zeiten von Populismus und politischen Ressentiment sind Thema einer Ausstellung und eines mehrtägigen Festivals auf Schloss Albrechtsberg.
 

Bildende Künstlerinnen und Künstler und Theaterschaffende aus Estland und Deutschland erkunden in einer Ausstellung, in Diskussionen und Konzerten Bedingungen von künstlerischer Freiheit und Demokratie: Populistische Bewegungen inszenieren sich in öffentlichen Räumen, verändern das Klima demokratischer Auseinandersetzungen und greifen unter anderem gezielt künstlerische Produktionen an, um mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wie reagieren Künstlerinnen und Künstler auf solche Veränderungen und das damit einhergehende gesellschaftliche Klima? Und wie wirkt dieses Klima auf die Rahmenbedingungen künstlerischen Arbeitens und Denkens ein?
 
Ausstellung:
Die in der Ausstellung im Heizhaus sowie auf dem Gelände des Schloss Albrechtsberg gezeigten Arbeiten der jungen estnischen und deutschen Künstlerinnen und Künstler nehmen das Freiheitsverständnis ihrer Generation und dessen historische Genese genauer unter die Lupe: So begleitet die estnische Künstlerin Kristina Norman in ihrem Film den langen, oft auch unfreiwillig komischen Weg zu einem nationalen Denkmal für Freiheit und Unabhängigkeit.
 
Ein anderes Beispiel ist die Arbeit der estnischen Theaterkompanie Theatre NO99, die 2010 der Politik den Spiegel vorhielt, indem sie eine populistische Partei mit dem Namen Vereinigtes Estland gründete, die allen Bürgerinnen und Bürger ein besseres Leben versprach. Zum inszenierten Parteitag kamen 7000 Menschen. Das Projekt entlarvte mit viel Ironie die Mechanismen des Politikbetriebes und die Instrumentalisierung von Emotionen.
 
Auch die deutschen Künstlerinnen und Künstler Svea Duwe, Raul Walch, Manaf Halbouni und Sven Johne reagieren in ihren künstlerischen Arbeiten und Performances auf Veränderungen gesellschaftlicher Räume durch Populismus und spüren mit viel Sensibilität für Zwischentöne dem Wandel von Werten nach den politischen Zäsuren um 1989 nach.
 
Festivalprogramm:
Die Zukunft künstlerischer Freiheit in Europa ist ebenfalls ein wichtiges Thema im Rahmen der Bewerbung Dresdens um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025. Welche künstlerischen Formate, aber auch konkreten Bedrohungen der künstlerischen Freiheit in Europa mit Populismus und Ressentiment in Europa einhergehen, ist Gegenstand des Festivals in Workshops und Diskussionen.
 
Der in Berlin lebende Künstler Artúr van Balen gründete bereits 2012 das Kollektiv Tools for Action. Tools for Action bauen aus einfachen Materialien riesige aufblasbare Würfel und stellen ihre Bauanleitungen „open source“ zur Verfügung. Die Würfel kamen unter anderem 2016 im „Barricade Ballet“ in Dortmund anlässlich einer Demonstration rechter Gruppierungen als Barrikaden zum Einsatz. Ein Workshop findet am 3. Oktober um 14.00 Uhr in Kooperation mit dem Montagscafé im Projekt NEW DRESDEN statt.
 
Am Mittwoch, den 3. Oktober um 15.00 Uhr eröffnen das Festival und die Ausstellung unter anderem mit der Podiumsdiskussion „Zu Kunst und Freiheit“ zu Erfahrungen, Prävention und Perspektiven in Europa und aktuellen Beispielen von Strategien der Verunsicherung der AfD in Heidelberg und Dresden. Podiumsgäste sind: Annekatrin Klepsch (Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus, Dresden), Erden Kosova (freier Kurator und Publizist, Berlin / Istanbul), Cristina Nord (Projektleitung Freiraum und Leiterin Kulturprogramm Südwesteuropa, Goethe-Institut Brüssel) und Kevin Rittberger (Autor und Regisseur, Berlin), dessen Produktion „Peak White“ am Heidelberger Theater 2016 massiven Angriffen durch die AfD ausgesetzt war. Im Anschluss findet ein Konzert der Dresdner Band Bergen mit ihrem neuen Song „Tellkamp“ statt.
 
Kontroverse Fragen künstlerischer Freiheit in Europa und Strategien der Kunst in Zeiten von Populismus in Estland und Deutschland erörtert am darauffolgenden Sonntag, den 7. Oktober um 17.00 Uhr die Podiumsdiskussion „Wessen Freiheit?“ in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel – zu Gast sind unter anderem Ayşe Güleç und Tunçay Kulaoğlu (das Tribunal „NSU Komplex auflösen“), Laur Kaunissaare, (Theaterprojekt Theatre NO99, Tallinn), Joachim Klement (Intendant des Staatsschauspiels Dresden) und Philipp Ruch (Zentrum für Politische Schönheit). Im Anschluss gibt der in Berlin lebende amerikanische Songwriter Daniel Kahn ein Konzert mit dem Song „Freedom is a Verb“.
 
Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter: www.kunsthausdresden.de
 
Über Freiraum
Das Goethe-Institut versteht sich als Institution mit europäischem Auftrag. Es tritt für europäische Integration ein und macht sich für einen gemeinsamen europäischen Kulturraum stark, der auf kultureller Vielfalt und Eigenständigkeit basiert. In rund 40 europäischen Städten widmen sich die Goethe-Institute und ihre Partner aus Kultur und Zivilgesellschaft mit dem Projekt „Freiraum“ dem Freiheitsbegriff, knüpfen Netzwerke und erproben den Perspektivwechsel. Jeweils zwei europäische Städte entwickeln im Tandem Projekte, die sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen widmen und in einer Reihe von Veranstaltungen 2018 und 2019 der Öffentlichkeit präsentiert werden.
 
Ausblick auf weitere Veranstaltungen im Rahmen des Projekts „Freiraum“
 
„Allied Aliens“ von Jan Bosse
29. November 2018, 20.00 Uhr im Theater Zona K Mailand, Italien

Die Stückentwicklung unter der Regie von Jan Bosse, die in Oslo begonnen wurde, findet ihre Fortsetzung in Mailand. Der senegalesische Schauspieler Modou Gueye und der kamerunische Schauspieler Olivier Elouti Wanguè aus Mailand und ihre Kollegin Camara Joof, Kind norwegisch-gambischer Eltern aus Oslo, inszenieren, was es bedeutet, miteinander fremd oder vertraut zu sein.
 
Menschenrechts-Festival EMBARGO
9. bis 12. Dezember 2018 im Kulturzentrum Záhrada in Banská Bystrica, Slowakei

Das Festival zu Menschenrechten, Toleranz und gegenseitigem Verständnis erforscht die Grenzen der Redefreiheit, des öffentlichen Diskurses und der Demokratie durch Theater, Film, Ausstellungen, Vorträge und Performances. In diesem Jahr widmet es sich den Fragestellungen, die gemeinsam mit der Temporary Academy of Arts PAT und den Goethe-Instituten in Athen und Banská Bystrica entwickelt wurden: Was bedeutet es heute demokratisch, (neo-)liberal oder kapitalistisch zu sein? Inwiefern bestimmen Massenmedien und Soziale Medien unsere Realität in Bezug auf freie Meinungsäußerung und Journalismus? Wie können wir auf zivilgesellschaftlicher, politischer und globaler Ebene miteinander reden?
 
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.goethe.de/freiraum
 
Freiheit zur Freiheit II wird kuratiert in Zusammenarbeit mit Annika Üprus Kanuti Gildi SAAL Tallinn und von Christiane Mennicke-Schwarz, Daniela Hoferer, Robert Thiele, Kunsthaus Dresden. In weiterer Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden, der Sächsischen Akademie der Künste und dem Kulturhauptstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden. Gefördert durch die Homann Stiftung und durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
 
„Freiraum“ ist ein Projekt der Goethe-Institute in Europa in Zusammenarbeit mit 53 Akteuren aus Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Rund 40 europäische Städte gehen der Frage nach: Was ist Freiheit heute in Europa? Wo ist sie in Gefahr? Wie stärken wir sie?

 
Kontakt:
 
Museen der Stadt Dresden
Richard Stratenschulte
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 351 488-7360
richard.stratenschulte@museen-dresden.de
 
Kunsthaus Dresden
Karin Ziegler
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 162 2056849
karin.ziegler@museen-dresden.de
 
Dr. Jessica Kraatz Magri
Pressesprecherin und
Bereichsleiterin Kommunikation
Goethe-Institut e.V.
Tel.: +49 89 15921 249
Jessica.KraatzMagri@goethe.de