05.11.2018: DOK Leipzig 18
Dokumentarfilmpreis 2018 des Goethe-Instituts für „Exit“ von Karin Winther
Der Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts geht in diesem Jahr an „Exit“ von Karin Winther. Damit wird eine herausragende filmische Arbeit für den besten langen deutschen Dokumentarfilm ausgezeichnet, die einen Beitrag zu gesellschaftspolitischen Diskursen im Ausland leistet. Die feierliche Preisverleihung fand am 3. November 2018 auf der Abschlusszeremonie des 61. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm statt.
Bei der diesjährigen Verleihung des Dokumentarfilmpreises im Rahmen des Filmfestivals DOK Leipzig ehrte das Goethe-Institut „Exit“ von Karin Winther. Neben primär cineastischen Kriterien ist für die Auswahl des Films besonders der Deutschlandbezug in Verbindung mit einer interkulturellen oder globalen Perspektive von Bedeutung, so dass er weltweit eingesetzt und einen Beitrag zu den gesellschaftspolitischen Diskursen in den Gastländern leisten kann.
So begründet die Jury die Auszeichnung: „Als ehemalige Links- und Rechtsradikale sucht Karen Winther andere Aussteiger aus extremen Ideologien auf, um herauszufinden, wie diese mit ihrer gewalttätigen Vergangenheit umgehen. Auf ihrer Reise durch Europa und Amerika vermittelt uns die Regisseurin die weitreichenden Folgen einer solchen Entscheidung. Eindrucksvoll ist, wie Karen Winther den langen Weg von der Deradikalisierung zur Rehumanisierung aufzeigt. Dieser beginnt mit Selbsterkenntnis und Eigenverantwortung, braucht aber auch die Unterstützung von außen, um weiter beschritten werden zu können. Ein Film, der die Tür zu einem unbequemen Zwischenraum öffnet.”
In ihrem Film arbeitet die Regisseurin ihre eigene Vergangenheit als Anhängerin einer rechtsextremistischen Organisation in Norwegen auf. Dabei bleibt die Handlung nicht im eigenen Gefüge verhaftet. Winther reist in „Exit“ unter anderem in die USA, um Frauen zu treffen, die sich ebenfalls im rechtsextremen Milieu bewegten oder zeigt ihre Begegnungen mit einem ehemaligen linksextremen Aktivisten und einem Ex-Dschihadisten. Neben überraschend verbindenden Motivationen und Erfahrungen teilen alle Schwierigkeiten, die mit ihren „Exits“ zusammenhängen, Schuldgefühle, aber auch Gefährdungen seitens noch aktiver Mitglieder.
Der Dokumentarfilmpreis ist mit einem Preisgeld von 2.000 € dotiert. Zudem erwirbt das Goethe-Institut die Lizenzen des Films, so dass er weltweit an allen Instituten und filmischen Partnerinstitutionen gezeigt werden kann. Das Goethe-Institut übernimmt die Untertitelung in mindestens acht Sprachen, um den Film einem Publikum in aller Welt zugänglich zu machen.
Den Jury-Vorsitz 2018 hat der Regisseur Sebastian Schultz, Gewinner des Vorjahres mit seinem Film „Wildes Herz“. Das Goethe-Institut war durch Noni Lickleder (Zentrale des Goethe-Instituts in München) und Jutta Brendemühl (Goethe-Institut Toronto/Kanada) vertreten.
Das Goethe-Institut ist Botschafter des deutschen Films weltweit. 159 Goethe- Institute in 98 Ländern zeigen die neuesten Entwicklungen der deutschen Filmkunst. Aufgrund seiner besonderen Filmästhetik und seiner Vielseitigkeit war der deutsche Dokumentarfilm im Repertoire des Goethe-Instituts schon immer eine feste Größe. Gerade in Zeiten, in denen der Dokumentarfilm verstärkt um Aufmerksamkeit kämpft, ist seine Förderung für das Goethe-Institut eine vordringliche Aufgabe: Derzeit sind mehr als die Hälfte aller Filme des Goethe-Instituts dokumentarisch.
Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger des Dokumentarfilmpreises:
2017: „Wildes Herz“ (Charly Hübner und Sebastian Schultz)
2016: „Zwischen den Stühlen“ (Jakob Schmidt)
2015: „Overgames" (Lutz Dammbeck)
2014: „Die Böhms – Architektur einer Familie" (Maurizius Staerkle-Drux)
2013: „Land in Sicht" (Judith Keil und Antje Kruska)
2012: „Vergiss mein Nicht" (David Sieveking)
2011: „Peak" (Hannes Lang)
2010: „How to Make A Book With Steidl" (Gereon Wetze und Jörg Adolph)
2009: „Shanghai Fiction” (Julia Albrecht und Busso von Müller)
2008: „Zuletzt befreit mich doch der Tod” (Beate Middeke)
2007: „The Halfmoon Files” (Philip Scheffner)
2006: „Die Unzerbrechlichen” (Dominik Wessely)
2005: „Mein Bruder – We'll Meet Again” (Thomas Heise)
2004: „Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?” (Gerhard Friedl)
2003: „Für den Schwung sind Sie zuständig” (Margarete Fuchs)
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.goethe.de/filmpreis
www.dok-leipzig.de
Der Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts wird in Kooperation mit dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm vergeben.
Kontakt:
Christiane Schulte
Referentin für Film
Goethe-Institut e.V.
+49 89 159 21 278
Christiane.Schulte@goethe.de
Dr. Jessica Kraatz Magri
Pressesprecherin und Bereichsleiterin Kommunikation Goethe-Institut e.V.
+49 89 15921 249
Jessica.KraatzMagri@goethe.de