Afrikanische Länder
Perspektiven zur kolonialen Vergangenheit

Perspektiven zur kolonialen Vergangenheit
© Johannes Ebert

​Die koloniale Vergangenheit Deutschlands rückt erst seit wenigen Jahren ins öffentliche Bewusstsein. Mit der Informationsreise zur Kolonialgeschichte lud das Goethe-Institut verschiedene afrikanische Akteur*innen anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus“ im Deutschen Historischen Museum und im Anschluss an eine Konferenz zum Berliner Humboldt-Forum in Johannesburg nach Berlin ein.

Das Ziel war ein doppeltes: Den deutschen Gesprächspartner*innen die afrikanische Perspektive zu eröffnen. Und im Gegenzug die koloniale Ideologie und deren Aufarbeitung im heutigen Deutschland zusammen mit Vertreter*innen betroffener Länder zu diskutieren. Ein paar Stimmen dazu:

  • Prof. Dr. Raimi Olakunle Gbadamosi © Johannes Ebert
    „Ich kam in dem Verständnis, dass das Goethe-Institut eine feste Absicht und ein festes Programm hat. Das würde ich von jedem so erwarten, dass er mit seinem Programm seine gesetzten Ziele erreicht. Ich denke deshalb nicht gleich, dass so etwas notwendigerweise schlecht oder gut ist. Es liegt ja an mir, den Leuten die richtigen Fragen zu stellen, die ich beantwortet haben will. Doch im Großen und Ganzen existiert in Deutschland eine ziemlich anständige und liberale Gesellschaft, in der es Spielraum für Widerspruch gibt, ohne dass es notwendigerweise hässlich wird. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir nur die gute Seite der Deutschen präsentiert wird.“

    Prof. Dr. Raimi Olakunle Gbadamosi, Abteilungsleiter an der Visual Arts University of Pretoria, Johannesburg, Südafrika
  • Dr. Arnulf Scriba © Johannes Ebert
    „Mich als Kurator der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus“ hat natürlich ganz besonders interessiert: Haben wir die afrikanischen Perspektiven genügend miteinbezogen? Was hätten wir anders machen können? Und was fehlt in der Ausstellung? Das Goethe-Institut sowie das Auswärtige Amt haben bereits ermöglicht, dass Anfang des Jahres unsere Gastkuratorin Flower Manase vom Nationalen Museum in Dar es Salaam, Tansania, zu uns kam und an der Konzeption und Realisierung mitgewirkt hat. Von daher ist nur zu begrüßen, wenn nun möglichst viele Afrikaner diese Ausstellung im Deutschen Historischen Museum besuchen und mit ihrer Sicht und Kritik bereichern.“

    Dr. Arnulf Scriba, Abteilungsleiter Deutsches Historisches Museum und Kurator der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus"
  • Olufemi Akinsanya © Johannes Ebert
    „Kolonialismus ist ein sehr emotionales Thema, und wir alle können nicht rückgängig machen, was bereits geschehen ist. Doch die Richtung der Deutschen, offen damit umzugehen und zuzugeben, dass sie wichtige Kolonialakteure waren, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das einzig Mögliche ist nun, daraus zu lernen und sich wieder für Afrika zu engagieren - in einer anderen Art. Mein Vorschlag wäre, den Fokus zu verschieben. Ich denke, die Hauptauswirkung des Kolonialismus ist, dass er weitgehend die indigenen Kulturen und Praktiken zerstört hat, weil die westliche Kultur als überlegen angesehen wurde. Eine Abhilfe wäre daher, wenn man afrikanische Länder dabei unterstützt, ihre indigenen Kulturen zu revitalisieren – etwa durch die Dokumentation der Sprachen, dem Interesse an traditionellen Essen und mehr. Das wäre hilfreich.“

    Olufemi Akinsanya Nigeria, Direktor und Inhaber der Femi Akinsanya African Art Collection Lagos