USA
Duales Ausbildungssystem - US-Gouverneure in Deutschland

Gruppenfoto
© Johannes Ebert

50 Prozent aller Schulabgänger*innen entscheiden sich in Deutschland für eine duale Berufsbildung – Deutschlands Erfolgsrezept für die Wirtschaft soll auch den USA zu mehr qualifizierten Facharbeitern verhelfen. Beim ersten Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump lobte der US-Präsident das deutsche System einer Lehre in Betrieben und Berufsschulen als vorbildlich. Nun organisierte das Besucherprogramm des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit der „National Governors Association“ eine Informationsreise für drei US-Gouverneure mitsamt ihren jeweiligen Delegationen. Dabei hatten die Besucher*innen Gelegenheit, das duale Berufsbildungssystem hautnah in der Praxis in Deutschland kennen zu lernen. 

Es ist nicht die erste ausländische Delegation an der „Beruflichen Schule Farmsen für Technik und Medien“ in Hamburg – doch so hochrangig war der Besuch im Haus noch nie: Die drei republikanischen Gouverneur*innen Matt Bevin, Mary Fallin und Dennis Daugaard besuchten zusammen mit ihren Delegationen, die aus Mitarbeiter*inne der jeweiligen bundesstaatlichen Arbeits- und Bildungsministerien, politischen Berater*innen sowie Industrievertreter*innen bestanden, mehrere Berufsschulen und betriebliche Ausbildungsstätten in Berlin und Hamburg. Die Gruppe wurde durch Vertreter*innen des Bundesarbeits- und Bundesbildungsministeriums aus Washington sowie von Stiftungen und der NGA komplettiert.

Ein paar Eindrücke

  • Matt Bevin, Governor Commonwealth of Kentucky, Kentucky © Johannes Ebert
    „Es ist faszinierend für diese Regierung herauszufinden, wie Amerika in punkto Arbeitskraft wieder effektiv und effizient wird. Auch wir müssen duale Arbeits- und Ausbildungsprogramme entwickeln. Deshalb sind wir hier, um zu lernen: Was funktioniert, was funktioniert nicht? Wir brauchen das Beste aus beiden Welten. Nicht nur in Kentucky finden viele Firmen keine passend ausgebildeten Arbeitskräfte. Ich will nun einen lokalen Schulbezirk finden, vielleicht sogar einen ganzen Verwaltungsbezirk, um einen Teststandort für ein duales System zu schaffen. Kentucky mit seinen rund 4,3 Millionen Einwohnern eignet sich wunderbar als Labor. Es ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß, um Modellprojekte auszuprobieren.“

    Matt Bevin, Governor Commonwealth of Kentucky, Kentucky
  • Torsten Haubold, Fachbereichsleiter Mechatronic, Berufliche Schule Farmsen G16 - Technik und Medien © Johannes Ebert
    „Ich glaube, dass es an dieser Stelle kein Gegeneinander gibt. Ich glaube an den Welthandel, der ein Geben und Nehmen ist. Wir profitieren ja auch davon, dass BMW in den USA fertigt, weil viele Zulieferteile aus Deutschland kommen und sie dort viele Fahrzeuge bauen und exportieren. Das Werk in den USA befördert deshalb keineswegs nur das Bruttosozialprodukt der Amerikaner. Und deswegen glaube ich: Es ist wichtig, unsere Ideen und unser Wissen zu teilen. Protektionismus ist an dieser Stelle wirklich falsch.“

    Torsten Haubold, Fachbereichsleiter Mechatronic, Berufliche Schule Farmsen G16 - Technik und Medien
  • Mary Fallin, Governor State of Oklahoma, Oklahoma © Johannes Ebert
    „Ich kenne das System. Ich habe viel darüber gelesen und denke Deutschland hat eins der besten Modelle, wenn es um die Lehre und duale Ausbildung geht. Wir haben auch Berufsschulen in den USA, Oklahoma hat besonders viele. Doch der Hauptunterschied ist, dass es bei uns keine parallele Ausbildung in Betrieben gibt, das heißt, die Wirtschaft sich finanziell auch nicht an der beruflichen Ausbildung beteiligt. Dabei sollte diese ein großes Interesse daran haben. So schnell wie sich die Wirtschaft und ihre Technologien verändern, müssen sich auch die Kenntnisse und Fähigkeiten der Arbeitskräfte verändern.“

    Mary Fallin, Governor State of Oklahoma, Oklahoma
  • Dennis Daugaard, Governor State of South Dakota, South Dakota © Johannes Ebert
    „Ich mag zwei Aspekte am dualen System: Die Schüler beginnen hier viel früher praktische Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. Und ich mag, dass die Arbeitgeber in die Entwicklung des Lehrplans an den Berufsschulen sehr involviert sind und die Schüler im Wechsel auch bei ihnen arbeiten. Doch es wird sehr schwierig, das System bei uns zu implementieren. Der Punkt ist, es steht (in Deutschland; Anm. d. Autorin) eine ganze Kultur dahinter. In Amerika ist es undenkbar, ein Kind mit 14-15 Jahren bereits in eine berufliche Bahn zu lenken. Aber ich halte es für einen Fehler, nicht anzuerkennen, dass eben nicht jeder die gleichen Fähigkeiten und Interessen hat.“

    Dennis Daugaard, Governor State of South Dakota, South Dakota