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Mobile Bibliothekskataloge
Angebot mit Grenzen

Mobilversion des Katalogs der Stadtbibliothek Gütersloh
Mobilversion des Katalogs der Stadtbibliothek Gütersloh | Foto (Ausschnitt): © Stadtbibliothek Gütersloh

Immer mehr Nutzer erwarten von ihrer Bibliothek, dass die Online-Services auch für den mobilen Zugriff optimiert sind. Für die Bibliotheken bedeutet das einen erheblichen Aufwand, der jedoch auch Chancen bietet.

Was vor ein, zwei Jahren noch exotisch klang, ist heute bereits Realität: Die Mehrheit der Zugriffe auf das Internet erfolgt mobil. 2012 sollen auch in Deutschland erstmals mehr Smartphones als herkömmliche Handys verkauft werden. Kein Wunder also, dass immer mehr Nutzerinnen und Nutzer erwarten, Dienstleistungen ihrer Bibliothek auch mobil nutzen zu können.

Die Frage, ob Bibliotheken es sich heute überhaupt noch leisten können, solchen Erwartungen nicht zu entsprechen, ruft ein geteiltes Echo hervor. Niemand sieht die Nutzerzahlen ohne mobile Anwendungen rapide in den Keller sinken. Gleichzeitig bestreitet auch niemand ernsthaft, dass solche Angebote Vorteile versprechen. „Mobile Zugänge verschaffen Image- und Accessibility-Gewinne“ – so fasst Hans-Bodo Pohla, der Stellvertretende Leiter der Stadtbibliothek Amberg, die Situation zusammen.

Unterwegs verlängern

„Eigentlich sollte es – vor allem an Hochschulbibliotheken – eine Selbstverständlichkeit sein, mindestens die Katalogdaten auch in einer mobilen Version anzubieten“, meint Edlef Stabenau, Bibliothekar an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Sinnvoll erscheint es vor allem, die Suche im Bestand sowie Informationen zur Verfügbarkeit mobil zugänglich zu machen. Darüber hinaus sollten mobile Surfer Zugriff auf ihr Benutzerkonto haben, um auch von unterwegs Medien bestellen und vormerken zu können, die Ausleihfrist zu verlängern und eventuell offene Gebührenforderungen einzusehen.

Wichtig scheint auch, dass die mobilen Anwendungen möglichst allen Nutzern zur Verfügung stehen – unabhängig vom Betriebssystem ihres mobilen Geräts. Der Trend geht deshalb dahin, offene Web-Apps statt Apps für bestimmte Betriebssysteme zu entwickeln. „Das heißt im Umkehrschluss, dass die meisten Bibliotheken nicht in den App-Stores zu finden sind, sondern im Netz für alle zur Verfügung stehen, meist in Kombination mit einer eigenen URL zur mobilen Ansicht“, erklärt Hans-Bodo Pohla.

Mobil heißt abgespeckt

Dabei sollte der mobile Katalog nicht einfach eine Kopie des herkömmlichen Online-Katalogs sein. Denn die Bedürfnisse sind andere. Wer mit seinem Smartphone auf einen Bibliothekskatalog zugreift, wird höchstwahrscheinlich keine erschöpfende Recherche tätigen oder umfangreiche elektronische Versionen herunterladen wollen, sondern eher die Verfügbarkeit eines ganz bestimmten Mediums überprüfen.

So erwartet der mobile Nutzer neben kurzen Ladezeiten vor allem eine für einen kleinen Bildschirm optimierte Ansicht. Und das bedeutet in jedem Fall eine Reduktion der Informationen und Funktionen. „Es darf nicht einfach die normale Titelanzeige des Kataloges verkleinert abgebildet werden“, sagt Edlef Stabenau. „Einige bibliographische Informationen sollten ausgeblendet werden, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen und langwieriges Scrollen zu vermeiden.“

Einen wirklichen Mehrwert sieht Pohla aber erst dann, „wenn das Handy oder Tablet zum Wegweiser durch die Bibliothek wird oder Bescheid gibt, dass man sich räumlich gerade in der Nähe der Bibliothek befindet, wo doch etwas zur Abholung bereitliegt“.

Nachholbedarf in Deutschland

Die ersten mobilen Katalogversionen sind in den USA entstanden; ein Vorreiter ist etwa die Bibliothek der North Carolina State University. In Deutschland gilt vor allem die Bayerische Staatsbibliothek als leuchtendes Beispiel. Der von ihr entwickelte mobile OPACplus steht allen Einrichtungen im Bibliotheksverbund Bayern (BVB) zur Verfügung. Damit ist der BVB den anderen deutschen Bibliotheksverbünden einige Schritte voraus.

„Wenn eine Bibliothek einem Verbund angeschlossen ist, der keine mobile Version bietet, hat sie kaum eine Möglichkeit, eine Mobilversion anzubieten“, meint Edlef Stabenau. Zwar hätten die Hersteller von Bibliotheksbetriebssystemen mittlerweile Tools im Angebot, mit denen eine mobile Katalogversion erstellt werden kann. „Einen richtigen Coup hat da bislang aber noch keiner gelandet.“ Wer Wert auf bestimmte Funktionen, optimierte Ladezeiten und Ansichten legt, ist mit einem solchen Produkt von der Stange in der Regel nicht sehr gut bedient. Nur wenige Bibliotheken können sich die notwendige und zugleich recht aufwändige Optimierung leisten.

Wie groß der Nachhol- beziehungsweise Entwicklungsbedarf ist, zeigt ein Beispiel aus dem Norden Deutschlands. Hier hat ein Nutzer für diverse Bibliotheken des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) selbst eine App für das iPhone programmiert. Und so kann man sicher sein, dass der mobile Boom in kürzester Zeit auch eine flächendeckende Weiterentwicklung der Bibliothekskataloge vorantreiben wird.

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