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BibCamp 2012
Austausch auf Augenhöhe

BibCamp 2012
BibCamp 2012 | Foto (Ausschnitt): © Südpol-Redaktionsbüro/D. Giersberg

Am 16. und 17. März 2012 trafen sich in Köln rund 200 Bibliothekare und Wissensmanager aus der ganzen Bundesrepublik sowie Österreich und der Schweiz zum fünften BibCamp, einer Fachkonferenz ohne vorgegebenes Programm, aber mit lebhaften Diskussionen.

Samstag, 13:15 Uhr. Um eine Tischgruppe im Seminarraum 147 der Fachhochschule Köln haben sich ungefähr 15 Menschen im Alter zwischen 25 und 50 versammelt. Ihr Thema: „Onleihe – ist sie schon tot?“ Klaus-Jürgen Sommerschuh von der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, der dieses Thema im morgendlichen Plenum vorgeschlagen hat, stellt kurz dar, warum er den Erfolgsmeldungen über die Onleihe skeptisch gegenübersteht. Binnen kurzer Zeit entspannt sich ein ebenso reger wie ernsthafter Erfahrungsaustausch unter den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren.

46 solcher Diskussionsrunden – Sessions genannt – fanden am 16. und 17. März 2012 beim fünften BibCamp statt, dessen Gastgeber das Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln war. Eine Gruppe von 40 Studierenden aus dem fünften Semester des Bachelor-Studiengangs „Bibliothekswesen“ organisierte dieses Camp – unter der Leitung der Professoren Ursula Georgy und Tom Becker und in Zusammenarbeit mit dem Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz), der Stadtbibliothek Köln, der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED), des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung (MPIfG) und der Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM).

Eine Konferenz, die sich selbst erfindet

Das BibCamp ist ein BarCamp, also eine Unkonferenz. Das bedeutet: „Es gibt kein Organisationskomitee, das nach irgendwelchen Kriterien – etwa nach Namen und Positionen oder auch dem Wunsch nach Ausgewogenheit – über das Programm entscheidet“, erklärt Ursula Georgy. „Die Teilnehmenden generieren die Themen selbst. Es findet also nur das statt, wofür Interesse besteht.“ So trafen sich die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden Morgen, um basisdemokratisch das Programm für den Tag festzulegen. „Jeder Teilnehmende kann ein Thema vorschlagen und sobald sich weitere Interessenten dafür finden, wird daraus eine Session.“

26 Sessions à 45 Minuten waren es allein am Samstag. Zum Teil liefen bis zu sieben Diskussionsrunden parallel, in denen sich Bibliothekare aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken, Wissensmanager aus Unternehmen oder selbstständige Berater, Studierende und Professoren austauschten.

Bibliotheken und Wissensmanagement

Entsprechend breit war auch das Themenspektrum. Die Sessions hießen unter anderem „Change – wie überwinde ich festgefahrene Strukturen und kulturelle Dinosaurier?“, „Facharbeit – was brauchen Schüler?“, „Zukunft Fachbibliografie“, „Mobile Opacs“, „Open Access“, „Selbsthilfegruppe Forschungsdaten“, „Facebook in öffentlichen Bibliotheken“ sowie „Essen und Trinken im Lesesaal?“.

In diesem Jahr fand das BibCamp erstmals zusammen mit dem KnowledgeCamp nrw statt. „Unsere Kooperation mit der Gesellschaft für Wissensmanagement hat sich als gelungenes Experiment erwiesen“, meint Ursula Georgy. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten sich begeistert über den Zusammenschluss unter dem Motto BibCamp 5 meets KnowledgeCamp. Ein solch bereichsübergreifendes BarCamp bringe einen größeren Mehrwert. Es sei deutlich spannender, andere Perspektiven kennenzulernen, als sich im Rahmen einer Konferenz für Spezialisten im Wesentlichen selbst zu bestätigen.

Wer nicht in Köln dabei war, kann sich einige Sessions, die teilweise per Video aufgezeichnet wurden, über die Website des BibCamps anschauen. Zum Teil wurden die Ergebnisse der offenen Diskussionsrunden auch protokolliert und ins Netz gestellt. Und während der ganzen Veranstaltung wurde eifrig aus den Sessions getwittert – was man auch auf der im Treppenhaus aufgebauten TwitterWall verfolgen konnte.

Ein Format mit Zukunft

Für zwei Drittel der Teilnehmenden war das BibCamp in Köln das erste BarCamp überhaupt. Die Resonanz war durchweg positiv – nicht nur, was die hervorragende Organisation der gesamten Veranstaltung inklusive Verpflegung und Abendprogramm mit Poetry Jam betraf.

Eine Bibliothekarin aus Düsseldorf lobte vor allem die lockerere Atmosphäre: „Hier kommt man ganz anders ins Gespräch als auf einer normalen Tagung.“ Es gebe keine Hemmschwellen und man begegne sich auf Augenhöhe – schon allein, weil das „Du“ die festgelegte Kommunikationsform sei. „Trotz der großen Freiheit, die das BibCamp auszeichnet, geht es hier erstaunlich diszipliniert zu. Anders als bei Konferenzen, die ich besucht habe, halten sich die Leute hier an die Kommunikationsregeln. Es herrscht ein sehr höflicher Umgangston.“ Und eine Wissensmanagerin aus Bonn ergänzt: „Hier gibt es keine Referenten, die sich profilieren wollen und dann das Zeitbudget für ihren Beitrag über Gebühr ausdehnen.“

„Das Format des BarCamps zieht mehr und mehr Interesse an und wird zunehmend als seriöse Veranstaltung angesehen“, sagt auch Ursula Georgy. Das merke man unter anderem daran, dass die Teilnahme am BibCamp mittlerweile als Fortbildung anerkannt werde und auch öffentliche Stellen dafür Dienstreisen genehmigten. Bei so viel Zuspruch und Begeisterung liegt es nahe, dass in Köln auch die Idee diskutiert wurde, ein BarCamp in den jährlich stattfindenden Bibliothekartag zu integrieren. „So könnte man auch im Rahmen dieser traditionellen Konferenz einen Raum für freie Diskussionen schaffen.“

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