Bücher mit Infografiken über den Wald
Gesucht: Guerilla-Förster*in
Zwei Bücher liefern sehr schön aufbereitete Informationen über diverse Wälder, den Wald an sich, aber auch einige Baumarten. Gut zu wissen: Es ist gar nicht so schwer, selbst einen Wald zu pflanzen.
Von Holger Moos X!
Was ist das überhaupt, ein Wald? Viele denken dabei an die endlosen Wälder in Skandinavien oder Kanada – oder hierzulande, ein paar Dimension kleiner, an den Schwarzwald oder den Bayerischen Wald. In Deutschland ist die Definition eines Waldes natürlich peinlich genau geregelt, seit 1975 sogar durch ein Gesetz, das Bundeswaldgesetz (mit der schönen Abkürzung BWaldG).
Nach diesem Gesetz hat ein Wald drei Funktionen: Erstens eine Nutzfunktion, d.h. er kann wirtschaftlich genutzt werden. Zweitens hat er eine Funktion für Umwelt und Klima. Wald reinigt die Luft, hält den Boden fruchtbar und schützt somit die Umwelt. Drittens besitzt er eine Erholungsfunktion. Denn gestresste Deutsche bauen ihren Stress besonders gerne im Wald ab.
Wenn es um die Mindestgröße eines Waldes geht, überrascht das Bundeswaldgesetz. Die genauen Werte unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, aber ein grober Richtwert ist die Größe eines halben Fußballfeldes. Ein Wald kann in Deutschland also flächenmäßig sehr überschaubar sein.
Brombeerwald
Will man sich im Umweltschutz engagieren und Wald pflanzen, gibt es mehrere Möglichkeiten – beispielsweise ein Engagement als Freiwillige*r im Verein Bergwaldprojekt. Man kann auch Waldbesitzer*in werden und seinen eigenen Urwald pflanzen. Das ist gar nicht so teuer. Im Schnitt kostet ein Quadratmeter Wald in Deutschland nur 1,32 Euro. Das sind 13.200 Euro für einen Hektar. Setzlinge heimischer Baumarten kosten weniger als 5 Euro pro Stück.Doch man kann auch ohne Geld aktiv werden, indem man eine Guerilla-Taktik anwendet und mit einem Sack Walnüssen beginnt. Die Walnuss ist nämlich ein robuster Samen, der schnell sprießt und relativ anspruchslos ist. Diese Fakten und viele mehr finden sich in dem Buch Wie man illegal einen Wald pflanzt.
Da nach dem Bundeswaldgesetz ein Wald „jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche“ ist, kann man sich auf die Suche nach Industriebrachen machen. Ist diese Brache mindestens so groß wie ein halbes Fußballfeld und zum Beispiel mit Brombeeren überwuchert, kann man das zuständige Vermessungs- und Katasteramt auffordern, diese Fläche als Wald auszuweisen. Die Brombeere ist eine Forstpflanze – das reicht schon. Ist die Brache als Wald ausgewiesen, kann sie nicht mehr ohne Weiteres dem Erdboden gleichgemacht werden. Soll dort etwas gebaut werden, sind Ausgleichsleistungen erforderlich, sprich: die zerstörte Brombeer-Fläche muss anderswo durch Erstaufforstung kompensiert werden.
Darwins Liebling
Neben diesen Tipps für angehende Förster*innen erfährt man viel Wissenswertes zum Thema Wald – anschaulich vermittelt durch Infografiken. So ist Russland das Land mit dem größten Waldbestand. Auf einer Weltkarte sind die Länder dunkel eingefärbt, die alle zusammen eine kleinere Waldfläche als Russland haben – weiß bleiben da nur Brasilien, China und die USA. Wollte man Bäume in Typen einordnen, wäre das Ahorn der Angeber, die Eiche die Einsame und die Buche die Mörderin. Man erfährt auch, welcher Baum Darwins Liebling ist und welcher Baum mancherorts als Brücke dient. Außerdem klärt die Lektüre darüber auf, warum Eisstiele aus Buche, Streichhölzer aus Pappel und Bleistifte aus Zeder hergestellt werden.Wer noch mehr über das Thema Wald erfahren möchte, der greife zu Esther Gonstallas Waldbuch. Darin wird detailliert beschrieben und leicht verständlich dargestellt, was Wälder alles leisten, wo sie besonders gefährdet sind und wie man sie schützt. Ein Buch, das auch Mut macht, indem es von wachsenden Schutzgebieten oder afrikanischen Hoffnungsträger*innen berichtet. „Fünfzig Grafiken, fünfzigmal komplexes Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Wälder, übersichtlich aufbereitet für das Auge und für ein schnelles Verständnis“, resümiert Susanne Billig lobend auf Deutschlandfunk Kultur.
Greifswald: Katapult, 2021. 176 S.
ISBN: 978-3-948923-18-1
Esther Gonstalla: Das Waldbuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken
München: oekom, 2021. 128 S.
ISBN: 978-3-96238-211-7
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe