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Andreas Degkwitz
Deutschland
Hatten wir vielleicht noch nie eine Ahnung davon, was das ist: Freiheit?

Freiheit und Verantwortung stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang – das wollen wir oft nicht wahrhaben. Wer Freiheit will, ohne Verantwortung zu übernehmen, läuft Gefahr, die Freiheit anderer genauso einzuschränken wie die eigene. Freiheit ist für den Menschen also sehr voraussetzungsreich.

Von Andreas Degkwitz X!

Die Freiheit nehm‘ ich mir?

Freiheit wird selten als ein Ideal erlebt, das unabhängig der eigenen Realitätserfahrung existiert. Von daher steht das Verständnis von Freiheit immer in einem Kontext, der den Anspruch auf und den Bedarf nach Freiheit beeinflusst und legitimiert. Ist die Freiheit der Rede begrenzt, wird die Freiheit der Rede gefordert. Ist die Freiheit zu konsumieren eingeschränkt, wird dies als Entzug von Freiheit empfunden. Geht es bei der Freiheit der Rede eher um einen ideellen Wert, stehen bei der Konsumfreiheit eher materielle Werte im Mittelpunkt.

Insofern ist Freiheit sowohl auf ideelle wie auf materielle Werte ausgelegt. Was meistens unterschätzt wird, ist die Verantwortung, die mit Freiheit verbunden ist. Rede- und Konsumfreiheit, um bei diesen Beispielen zu bleiben, erfordern verantwortungsvolles Handeln, um sowohl die eine wie auch die andere dieser Freiheiten dauerhaft zu gewährleisten. Oder noch konkreter: Ansprüche anmelden zu dürfen ist sicher ein Freiheitsgut. Doch wer zu viel beansprucht, handelt verantwortungslos, da die in Anspruch genommene Freiheit zu Lasten anderer geht und damit die Freiheit anderer einschränkt. Wer in dem Konzept ‚Freiheit‘ allein die Freiheit zur akuten Bedürfnisbefriedigung erkennt, nimmt sich zugleich die Freiheit, die Folgen des eigenen Verhaltens unberücksichtigt zu lassen.
Der Autor Andreas Degkwitz © Die Hoffotografen GmbH
Freiheit ist also stets eine Herausforderung und keine Selbstverständlichkeit. Um verantwortungsvoll gelebt werden zu können, setzt Freiheit Einsicht und Empathie voraus. Wenn wir Freiheit ohne Verantwortung leben wollen, haben wir vergessen, was Freiheit ist und welche Voraussetzungen sie hat.

Doch damit stellt sich die Frage, ob die Komplexität unserer Zeit verantwortungsvolles Handeln als Voraussetzung für Freiheit tatsächlich ermöglicht. Ist uns die Verantwortung bewusst, die wir mit Freiheit übernehmen? Erkennen wir, dass Einsicht und Empathie wesentliche Voraussetzungen für Freiheit und Verantwortung sind?

Für die Analyse und Bewertung komplexer Zusammenhänge werden im Zuge der Digitalisierung heute verstärkt maschinelle Verfahren zur Auswertung von Daten und Texten eingesetzt. Diese Auswertungsverfahren der „künstlichen Intelligenz“ beruhen auf Algorithmen, die auf Computerclustern eingesetzt werden, wo umfangreiche Daten- und Textbestände gespeichert werden. Die Ergebnisse solcher Auswertungen werden mehr und mehr als Informationsgrundlage zur Beurteilung von Sachverhalten und zur Entscheidungsfindung herangezogen. Vor diesem Hintergrund möchte ich die Folgefrage stellen: Können die auf Algorithmen basierenden Entscheidungen der „künstlichen Intelligenz“ Freiheit auf Dauer besser gewährleisten als Menschen, die von den Voraussetzungen für Freiheit vielleicht zu oft überfordert sind?

Weiterführende Literatur:
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Abschnitt: „Der Kanon der reinen Vernunft“ (1781 und 1787).
Yuval Noah Harari: Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen (C.H. Beck, 2018).

Folgefrage:
Können die auf Algorithmen basierenden Entscheidungen einer „künstlichen Intelligenz“ Freiheit auf Dauer besser gewährleisten als Menschen, die von den Voraussetzungen für Freiheit vielleicht zu oft überfordert sind?

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