Die Reformation in 76 Sekunden
Als Martin Luther ein Licht aufging

Luther-Jahr: Reformation einfach erklärt
Luther-Jahr: Reformation einfach erklärt | Foto (Screenshot, Ausschnitt): © Evangelische Jugend in Bayern

Ablasshandel, 95 Thesen – was war das noch mal? Ein kurzer Animationsfilm zum Reformationsjubiläum macht Lust auf Lektüre zu Luther.

Die Reformation hat Geburtstag. Ein Ereignis, das die Welt veränderte, wird 500 Jahre alt. Das muss gefeiert werden. Eine mehrstöckige Geburtstagstorte ist gebacken. Am Himmel schweben Luftballons. Sogar ein Regenbogen ist aufgegangen. Party. Aber: „Was war die Reformation nochmal?“ Der kurze Animationsfilm der Evangelischen Jugend in Bayern macht Lust auf ausführlichere Informationen über das historische Geschehen um Luthers reformatorische Thesen vom 31. Oktober 1517.

Die Veröffentlichung von Argumenten gegen die Ablasspraxis der römischen Kirche gilt als Urknall von konfessioneller Erneuerung und Spaltung. Die Ablasspraxis war ein Geschäft mit der Angst der Menschen vor den Sündenstrafen des Fegefeuers im Jenseits: Mit dem Kauf von Ablassbriefen konnte die zeitliche Dauer dieser Strafen dem Glauben nach verkürzt werden. Luther, der selbst unter großer Furcht vor Hölle und Teufel litt, setzte dem die Idee eines liebenden Gottes entgegen, der nicht durch Strafe versöhnt werden muss. Das entzog damals der römischen Kirche wesentliche Quellen ihrer wirtschaftlichen wie psychologischen Macht und führte zum Konflikt zwischen Luther und dem Papst. Als der Theologe aus Wittenberg sich den päpstlichen Forderungen nicht beugte und mit seiner Bibelübersetzung aus dem Latein die religiösen Texte in der Volkssprache zugänglich machte, kam es zum endgültigen Bruch der Konfessionen – heute unter dem Begriff Reformation bekannt.

Der Film zeichnet ein einfaches Raster dieser komplexen Ereignisse und öffnet ein launiges Geschichts-Panorama mit einem schlaglichtartigen Handlungsgerüst: Ein fröhliches Männchen tritt mit einer Sprechblase auf: „Hallo, ich bin Luther“. Medienmaschinen ziehen an ihm vorbei – vom i-Phone bis zurück zu den Büchern. Warum? Ohne den Buchdruck als Medienrevolution seiner Zeit wären die Thesen von Martin Luther wohl wirkungslos geblieben. Doch solche Lücken zwischen den Anspielungen soll der Betrachter füllen. Die Reformation findet in rund 76 Sekunden statt. Ein Geburtstagsgeschenk, das zugleich Denkanstoß ist.