Im Laufe des Reformationsjahres 2017 kommen in dem Dossier „Gegenwarten Reformieren“ Trendsetter und Vordenker mit ihren persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen von Wandel und Innovation zu Wort. Wo liegen Potenziale und Notwendigkeiten für gegenwärtige und zukunftsorientierte „Reformationen“?
Angesichts der Flüchtigkeit des Theaters wird der Text als Sediment der Wunden des Autors und seiner Zeit quasi zum historischen Zeugnis der theatralen Handlung. Auch daher appelliere ich an die zuständigen Institutionen sensibel auf die in Madrid entstandene Polemik zum Stellenwert des Sprechtheaters im Kreativgewebe der Stadt zu reagieren. Gemeinsam mit den Theaterleuten gilt es Räumlichkeiten zum Funktionieren zu bringen, die die Entstehung von Theater auf der Grundlage von Texten inspirieren.
Ich werde nie vergessen, wie sich im
Royal Court Theatre in London oder beim
Stückemarkt auf dem
Berliner Theatertreffen Schauspielprofis und gestandenen Bühnenregisseure in den Dienst eines unfertigen Textes von einem gänzlich unbekannten Autor stellten, um die Spannung zwischen Literatur und Bühne aufzuzeigen, und so eine Erfahrung mit der ureigenen Natur des Theaters zu vermitteln. Eine Arbeit, die eigentlich Sache der Ausbildungsstätten sein sollte – die also einen institutionellen Rückhalt bräuchte.
So würde ein offener quasi zweckfreier Schutzraum für den Text geschaffen. Ich will damit nicht darauf hinaus, dass der theatrale Ausdruck auf die Kraft der Bilder verzichten sollte. Nein, die Wörter sind auf der Bühne Träger von Bildern, Handlungen und Gefühlen. Alles – noch die größte Abweichung – muss indessen dem Kern des Textes dienen, in dem stets alte Impulse verborgen liegen, die sich als Träger neuer ästhetischer oder ethischer Beigaben erweisen. So zumindest ist das in den großen Texten, die sich nie erschöpfen.
Biographie
Seine Stücke wurden in etliche europäische Sprachen übersetzt. José Manuel Mora (*1978, Sevilla) wurde nach Warschau, zu den Berliner Festspielen und zu einer Residenz vom Royal Court Theatre in London eingeladen, sowie vom Programm für aktuelle Dramaturgie des spanischen Kulturministeriums und dem Programm junger Autoren des FONCA (Mexiko). Als Autor, Dramatiker und Theater-Kritiker unter anderem für die Kulturbeilage El Cultural (der Tagesszeitung El Mundo) ist José Manuel Mora mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Seine Produktion Los Nadadores Nocturnos fand Anerkennung als Beste Nachwuchsproduktion durch den Premio Max 2015.
Er ist künstlerischer Leiter des Draft.inn, einer Vereinigung für zeitgenössische Produktionen mit internationaler Ausrichtung, die er mit der Madrider Theater Szene gegründet hat. Als Dramatiker arbeitet er mit dem belgischen Ensemble für Theater/Tanz Peeping Tom zusammen, sowie als künstlerischer Berater für die Theater-Biennale am Staatstheater Wiesbaden. Jüngst ist er zum Leiter der Escuela Superior de Arte Dramático de Castilla y León ernannt worden.