Lizenzen für digitale Medien
Treibstoff für die Wissenschaft

Gemeinsam stark: Konsortien für Lizenzverhandlungen
Gemeinsam stark: Konsortien für Lizenzverhandlungen | Foto (Ausschnitt): © pichetw - Fotolia.com

Die Lizenzierung digitaler Medienangebote stellt wissenschaftliche Bibliotheken vor große Herausforderungen. Diese lassen sich im Verbund zwar leichter bewältigen, eine befriedigende Lösung ist jedoch noch nicht in Sicht. 

Die Nutzung von Datenbanken, digitalen Zeitschriften und E-Books ist für Forscher und Studierende heute selbstverständlich. Doch für die Bibliotheken ist die Bereitstellung elektronischer Ressourcen oft mit großem organisatorischem Aufwand verbunden. Denn über die Lizenzierung von Datenbanken muss verhandelt werden – zum Teil sogar sehr hart.

In Deutschland gibt es keine zentrale Einrichtung, die solche Lizenzverhandlungen für Bibliotheken führt. Doch damit nicht jede wissenschaftliche Bibliothek als Einzelkämpferin die Nutzungsbedingungen aushandeln muss, haben sich Bibliotheken und andere wissenschaftliche Einrichtungen zu Konsortien zusammengeschlossen.

Die Arbeit der Konsortien kann unterschiedlich ausgerichtet sein: regional oder auch überregional bis hin zur Bundesebene. Sie versprechen sich von der Zusammenarbeit eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Anbietern und eine Minimierung des Verwaltungsaufwands. Mittlerweile gibt es in jedem Bundesland ein solches Konsortium. Im Fall der Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist jedes Bundesland Teil eines solchen Verbundes. Daneben gibt es aber auch institutionelle Konsortien der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft.

Die Aufholjagd: Nationallizenzen

Die Lizenzen für elektronische Medien werden unterschiedlich finanziert. Einen Teil fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 2004 bis 2010 hat die DFG in einem großen Förderprogramm die sogenannten Nationallizenzen zu 100 Prozent finanziert. Damals ging es darum, Versorgungslücken im Bereich der elektronischen Publikationen zu schließen. Es gab einen großen Nachholbedarf bei digitalen Text- und Werkausgaben, bei den von wissenschaftlichen Verlagen angebotenen Digitalisierungen zurückliegender Zeitschriftenjahrgänge sowie bei speziellen Fachdatenbanken.

Über 100 Millionen Euro hat die DFG in diese Nationallizenzen investiert, die sich auf abgeschlossene Bestände wie etwa  Zeitschriftenarchive bezogen. Die Lizenzen gelten für alle deutschen Hochschulen und alle mit öffentlichen Mitteln finanzierten deutschen Forschungseinrichtungen. Und nicht nur Wissenschaftler und Studierende, die einer dieser Einrichtungen angehören, können die so lizenzierten Datenbanken und Textsammlungen nutzen, sondern auch interessierte Privatpersonen.

Aktueller Bedarf: Allianz-Lizenzen

Heute engagiert sich die DFG bei der Lizenzierung laufender Zeitschriften und Datenbankerweiterungen. Eine der Sondersammelgebietsbibliotheken – das sind die Bayerische Staatsbibliothek, die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Technische Informationsbibliothek, die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg – handelt dabei mit einem Verlag ein Angebot aus und stellt einen Förderantrag. Wird dieser von der DFG bewilligt, lädt die verhandlungsführende Bibliothek alle wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland ein, diesem Vertrag beizutreten. Dabei zahlen die teilnehmenden Bibliotheken 75 Prozent der Lizenzierungskosten, die DFG trägt die verbleibenden 25 Prozent.

Diese Lizenzen heißen Allianz-Lizenzen. Sie gelten zunächst nur für die teilnehmenden Einrichtungen. Allerdings wird in den Verträgen über laufenden Zeitschriften eine sogenannte „moving wall“ vereinbart. Das bedeutet, dass die Lizenzen nach Ablauf einer gewissen Frist – meist handelt es sich um ein oder zwei Jahre – nach dem Modell der Nationallizenzen bundesweit für alle Einrichtungen gelten.

Bundesweite Verträge: Projekt DEAL

Trotz des Zusammenschlusses der Bibliotheken erwiesen sich die Lizenzverhandlungen mit den großen, international agierenden Wissenschaftsverlagen wie etwa Elsevier, Springer Nature und John Wiley & Sons in der Vergangenheit als äußerst schwierig. Die Erwerbsetats der wissenschaftlichen Bibliotheken halten seit langem nicht mehr Schritt mit den zum Teil dramatischen Preissteigerungen.

Um faire Konditionen für den Literaturerwerb zu erreichen, hat die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, der Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland, das Projekt DEAL ins Leben gerufen. Das ehrgeizige Ziel dieses Projekts sind deutschlandweite Lizenzverträge für das gesamte Portfolio elektronischer Zeitschriften von großen Wissenschaftsverlagen ab dem Lizenzjahr 2017.

Doch nach ersten mehrmonatigen intensiven Verhandlungen mit einem der Großverlage, die unter der Leitung des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Horst Hippler, geführt werden, scheint dieses Ziel in weiter Ferne. Das Angebot, das der Verlag im Dezember 2016 vorgelegt hat, entspricht nach Überzeugung der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen nicht den Prinzipien von Open Access und einer fairen Preisgestaltung. Nun hat die Allianz den Verlag aufgefordert, ein transparentes und nachhaltiges Angebot vorzulegen. Schließlich seien es die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihrer Arbeit maßgeblich zur Reputation des Verlages beitrügen. Dieser Tatsache solle auch in den Geschäftsbeziehungen Rechnung getragen werden. Die Lizenzen für elektronische Medienangebote bleiben also auf absehbare Zeit auf der Tagesordnung.