Schulleiter*innen von PASCH-Schulen aus Indien, Pakistan, Myanmar und Sri Lanka schauten sich knapp eine Woche lang in der deutschen Bildungslandschaft um. Ihre Schulen sind Teil der weltweiten Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH), die sich seit 2008 für das Erlernen der deutschen Sprache einsetzt. Für manch einen war das der erste Besuch – ein paar inspirierende aber auch überraschende Eindrücke.
Zuerst einmal, wie populär ist Deutsch bei Ihnen wirklich?
© Bernhard Ludewig
„Oh sehr. Allein in Neu Delhi gibt es über 250 Schulen, an denen Deutsch gelehrt wird. Wir konkurrieren zwar mit Französisch, aber aufgrund vieler Projekte und Wettbewerbe für Lehrer und Deutsch-Schüler, die wir organisieren, wird Deutsch immer populärer. Und die 47 PASCH-Schulen in Indien sind sehr engagiert, arbeiten eng mit dem Goethe zusammen.“
Kavita Chhabra, Projektreferentin für PASCH am Goethe-Institut Neu Delhi, Indien
„In Pakistan hat Deutsch mehr und mehr Zulauf. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Erstens, weil die Unis in Deutschland umsonst sind. Das macht das Erlernen für Pakistaner attraktiv. Zum Anderen eröffnet die Sprache die Möglichkeit, deutsche Literatur, Philosophie, Wissenschaft und Technologie zu verstehen.“
Syed Ali Syedain, Schulleiter an der Civilizations Public School in Karachi, Pakistan
„Auf unsere Schule gehen 4100 Kinder – 450 davon lernen deutsch. Ich will die Zahl noch vergrößern, indem ich das Fach früher einführe. Somit können wir den Unterricht mit mehr Übungen und spielerischen Elementen anreichern. Auch ist wichtig, in Orientierungsveranstaltungen die Eltern möglichst früh von Deutschland, der Sprache und den Karrieremöglichkeiten hier zu überzeugen. Schließlich sind sie es, die über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden.
Ruchie Seth, Schulleiterin an der Lotus Valley International School in Neu Delhi, Indien
Die größten Unterschiede zum Bildungssystem im eigenen Land sind...
© Bernhard Ludewig
„...die Chancengleichheit und soziale Mobilität als höchstes Bildungsziel, wie alle unsere Gesprächspartner hier betonten. Auch wenn ich Leiter einer Privatschule bin, gefällt mir die Spaltung des Schulsystems in Pakistan nicht. Die Armen gehen auf staatliche Schulen, die unterfinanziert und unterbesetzt sind. Die Kinder reicher Eltern auf Privatschulen, von denen alle Dynamik und Impulse ausgehen.“
Syed Ali Syedain, Schulleiter an der Civilizations Public School in Karachi, Pakistan
„...dass staatliche Schulen in Deutschland die Norm sind. Bei uns in Indien gibt es sehr viele Privatschulen und nach der Grundschule nur einen Schultypus: Das Gymnasium. Eine Differenzierung in Realschule, Berufsschulen etc. haben wir nicht.“
Kavita Chhabra, Projektreferentin für PASCH am Goethe-Institut Neu Delhi, Indien
„... in Indien ist das Interesse an IT- und technischen Studiengängen größer als bei uns in Deutschland. Dennoch haben wir erstaunlich wenig Bewerber aus diesem Land bei uns an der TU. Deutsch-Lehrer aus Indien sind daher für uns vom Studienkolleg der TU eine wichtige Zielgruppe. In Südamerika und in China haben wir gute Erfahrung damit gemacht, dass das Goethe-Institut vor Ort für uns den Aufnahmetest fürs Studienkolleg abnimmt. Das würden wir nun gerne für Indien institutionalisieren, damit Bewerber nicht extra dafür nach Berlin reisen müssen.“
Dr. Katrin Krüger, Stellvertretende Referatsleiterin am Studienkolleg der Technischen Universität (TU) Berlin, Deutschland
Was sind Ihre nachhaltigsten Eindrücke und Anregungen, die sie mitnehmen?
© Bernhard Ludewig
„Mir ist viel klarer geworden, wie der universitäre Bewerbungsprozess und das Studium hier ablaufen. Damit kann ich die Sprache und ihre Karrierechancen viel besser bei Eltern anpreisen. Auch will ich ein Austauschprogramm für unsere Schule ins Leben rufen. Einige unserer Deutschlehrer waren bereits für einen Monat an deutschen Schulen. Nun suche ich Lehrer von hier, die zu uns kommen, um den Schülern nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch die Werte und Kultur vorzuleben.“
Ruchie Seth, Schulleiterin an der Lotus Valley International School in Neu Delhi, Indien
„Und ich habe mal wieder gemerkt, wie wichtig Spiele im Unterricht sind. Ich habe Deutsch als Hobby gelernt und weil es mich begeistert hat, habe ich weitergemacht. Genau darum geht es: Um eine Sprache zu lernen, muss man sich für sie begeistern.“
Kavita Chhabra, Projektreferentin für PASCH am Goethe-Institut Neu Delhi, Indien
„Neben all den staatlichen Mitteln, die in gleiche Bildungschancen fließen, hat mich am meisten verblüfft, dass es an den Schulen kein Sicherheitspersonal und keine Pförtner gibt. Das System basiert auf Vertrauen. Jeder Schüler könnte einfach das Gebäude verlassen, tut es aber nicht. Ich wünschte mir ein solches Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern auch für unsere Schule.“
Syed Ali Syedain, Schulleiter an der Civilizations Public School in Karachi, Pakistan