AnneMarie Hunter
Von Amerikanischen und deutschen Journalisten

Wenn mir jemand im Mai gesagt hätte, dass ich im September für eine deutsche Zeitung arbeiten würde, hätte ich ihn ausgelacht. Was jedoch im Mai noch äußerst unwahrscheinlich schien, wurde an diesem Montag Wirklichkeit. Seit dem ersten Zusammentreffen mit meinen neuen Kollegen stecke ich mittendrin und bekomme einen Einblick in die Veröffentlichung einer deutschen Tageszeitung.
Von AnneMarie Hunter X!
Kassel - Ich bin in die Planungen involviert und saß schon in mehreren Meetings. Als Fotograf habe ich darüber hinaus schon Reporter bei ihren Einsätzen begleitet, um Bilder für deren Artikel zu schießen. Während dieser ersten Woche habe ich bereits Parallelen zu meiner eigenen Erfahrung als Journalistin in den Vereinigten Staaten entdeckt. Auch wenn sich die Länder und die Sprachen unterscheiden, lassen die Ähnlichkeiten diese Unterschiede in den Hintergrund treten.
Unabhängig von dem Land und der Publikation ist die ständige Veränderung das einzige Element, das sich in einer Redaktion nie ändert. In jedem Moment kann es zu einer Verschiebung der Prioritäten und einer Änderung der Planung kommen. Ein unerwartetes Ereignis hat dann Vorrang vor einem geplanten Artikel. Wie beim Dominospiel hat diese neue Story Einfluss auf bestehende Pläne. Um diese Herausforderungen zu meistern, ist die Kommunikation innerhalb des Teams entscheidend. Der Ideenaustausch wie auch die Lösung von Problemen finden den gesamten Tag über statt. Selbst wenn man dabei ist gerade einen Artikel zu schreiben, bei dem auch eine Frist einzuhalten ist.
Authentische Geschichten schaffen Vertrauen
Journalisten teilen häufig die gleichen Erfahrungen, unabhängig davon, ob sie in Deutschland, den Vereinigten Staaten oder an einem anderen Ort auf der Welt arbeiten. In den vergangenen Jahren haben viele von uns mit verschärfter Kritik zu kämpfen. Und zwar sowohl seitens der Menschen, über die wir schreiben, als auch seitens der Leser. In dieser sich verdichtenden Atmosphäre von Skepsis werden unsere Funktion, unsere Motive und unsere Berichterstattung häufig infrage gestellt und kritisiert.
In dem aktuellen Klima schwingt das Misstrauen gegenüber Journalisten aber auch dem Journalismus als solchem nach. Manch einer ist überzeugt, dass wir nicht die Wahrheit berichten, weil er sicher ist, dass unsere Berichterstattung irreführen soll oder eine versteckte negative Agenda hat. Andere, und zwar sowohl Einzelpersonen als auch Regierungen, haben Angst vor der Wahrheit in unseren Worten.Ich bin der Ansicht, dass die beste Reaktion ist, sich darauf zu konzentrieren, warum ich diesen Job eigentlich mache. Im Mittelpunkt steht für mich immer die Absicht, authentische Geschichten zu schreiben, die sowohl meine Protagonisten als auch die Wahrheit achten. Im Laufe der vergangenen Woche habe ich erfahren, dass ich diese Vision mit meinen Kollegen bei der HNA teile.