Michaela Pflug
Inklusives Design im Nelson-Atkins Museum Kansas City

Sollte die Unfähigkeit Schnürsenkel zuzubinden oder mit Leichtigkeit in einen Schuh zu schlüpfen, der Grund sein, warum man keine coolen Sneakers tragen kann? Absolut nicht, das ist die Botschaft einer Ausstellung im Kunstmuseum Nelson-Atkins in Kansas City. „Access + Ability“ (engl. für Zugang und Fähigkeit) hat dieses Wochenende eröffnet. Sie zeigt über 70 Objekte, die Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten nutzen können, um mit ihrer Umwelt zu interagieren.
Von Michaela Pflug X!
Kansas City – Der Nike Flyease ist das Lieblingsausstellungsstück von Co-Kuratorin Stefanie Dlugosz-Acton. Das Design des Schuhes wurde von Matthew Walzer, einem Teenager mit Zerebralparese, inspiriert. „Es ist ein großartiges Design. Die Schuhe kann man sehr leicht an- und ausziehen und sie lassen sich komplett öffnen.“ Die Schuhe zeigten, wie leicht es ist, ein Design so anzupassen, dass nicht nur eine Person, sondern Personen mit verschiedenen Bedürfnissen profitieren.
Ihre Co-Kuratorin, Sarah Biggerstaff, favorisiert Alleles dekorative Schaftverkleidung für Prothesen, die Kunden auch selber designen können. „Das ist ein Grad von Anpassung, den es vorher nicht gab. Er gibt der Prothese viel Flair und Persönlichkeit“, sagt sie. Es ist das erste Stück, das Besucher der Ausstellung erblicken. Zu sehen ist auch ein Shirt, das Musik in Vibration verwandelt, mit glitzernden Steinen besetzte Hörgeräte und ein Roboterhund, der in der Therapie eingesetzt werden kann. Manche Produkte – wie die Hörgeräte – sind Prototypen, andere sind auf dem Markt. Besucher haben auch die Möglichkeit, verschiedene Ausstellungsstücke auszuprobieren, etwa ein Monitorsystem, das Augenbewegung in Worte verwandelt und eine Brille für Menschen mit Farbenblindheit.
Ein Puzzleteil für mehr Inklusion
„Alle Arbeiten in der Ausstellung wurden von, mit oder für Menschen mit Behinderung designt“, sagt Dlugosz-Acton. Ursprünglich konzipiert für das Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum in NYC, wurde die Ausstellung in Kansas City mit Unterstützung von Menschen mit Behinderung vor Ort angepasst. „Wir haben uns mit (der örtlichen Organisation) The Whole Person für einige unserer Angebote zusammengeschlossen und mit vielen unterschiedlichen Menschen hier vor Ort über das Thema geredet.“ Kollegin Biggerstaff sagt: „Der Fokus in KC liegt auf Menschen und den Objekten als Hilfsmittel, um Hindernisse zu überwinden oder zu umgehen.“ Auch der Ausstellungsort wurde mit einem besonderen Augenmerk auf Barrierefreiheit gestaltet. „Wir haben zum Beispiel darauf geachtet, dass die Beschriftungen und Tische auf der richtigen Höhe für Menschen mit Rollstuhl sind.“Die Ausstellung ist ein Puzzleteil in den Bemühungen des Museums um mehr Inklusion. „Die Ausstellung ist für uns ein Ausgangspunkt, um noch mehr über unsere Institution nachzudenken und wie wir sie noch barrierefreier gestalten können“, sagt Biggerstaff. Kollegin Dlugosz-Acton fügt hinzu: „Wir sind ein Treffpunkt und unsere Gemeinschaften sind sehr divers, das wollen wir widerspiegeln.“ Erst vor kurzem habe das Museum eine Beauftragte für Gemeinschaft und Barrierefreiheit engagiert.

Zusätzlich bietet das Museum vielen Touren und Events an, die sich an Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten richten. Ein Beispiel ist die Tour „Art Beyond Sight“ für blinde Menschen oder Menschen mit Sehschwäche. Es gibt auch einen „Low Sensory Morning“, der auf hypersensible Menschen ausgelegt ist. Auch während der Ausstellung finden spezielle Events statt. Das erste war ein Nachmittag, bei dem Teilnehmer verschiedene Sportarten ausprobieren konnten, die sich an Menschen mit und ohne Behinderung richten.